8. Der Blick über die nationalen Grenzen hinaus
Wenige Gelehrte hatten einen so langanhaltenden Einfluss wie der Engländer Edward Gibbon (1737-1794)ix mit seiner Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs (1776), eine Studie, die über den geschichtlichen Rückblick hinausgeht, um die Leser zu befähigen, gelassen in die Zukunft zu schauen.
Dem Patrioten ist es Pflicht, seines Vaterlandes ausschließenden Vorteil und Ruhm vorzuziehn und zu fördern; aber einem Philosophen ist es erlaubt weitere Blicke zu tun, und Europa als ein großes Gemeinwesen zu betrachten, dessen mannigfaltige Einwohner fast dieselbe Höhe von Bildung und Verfeinerung erreicht haben. Die Machtwaage wird fernerhin schwanken und die Wohlfahrt unsers eignen und der nachbarlichen Reiche mag bald steigen, bald sinken; doch können diese Partialausschläge den allgemeinen Zustand unserer Glückseligkeit, das System von Künsten und Gesetzen und Sitten nicht wesentlich verletzen, welche die Europäer und ihre Kolonien vor dem übrigen Menschengeschlecht so vorteilhaft auszeichnen.
Edward Gibbon, Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs (1776-1788).
Rechtefreier deutscher Text (Edition von 1802) unter: https://books.google.de/books?id=nqxhAAAAcAAJ&printsec=frontcover
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