Appendix 4: Eight Nineteenth-Century German Translations
© M. J. Grant, CC BY-NC 4.0 https://doi.org/10.11647/OBP.0231.16
1. “Die alte gute Zeit” (Wilhelm Gerhard)1
Wer lenkt nicht gern den heitern Blick
In die Vergangenheit?
Wer denkt nicht alter Freundschaft gern
Und alter guter Zeit?
Der alten guten Zeit, mein Herz!
Der alten guten Zeit!
Im vollen Becher lebe sie,
Die alte gute Zeit!
Wir pflückten Blumen uns im Wald,
Auf Rainen schmal und breit,
Und denken pilgermüde noch
Der alten guten Zeit.
Der alten guten Zeit, mein Herz! etc.
Wie freut’ als Knaben uns am Bach
Der muntern Welle Streit!
Doch Meere brausten zwischen uns
Seit jener goldnen Zeit.
Der alten guten Zeit, mein Herz! etc.
Gieb, Bruder, gieb mir deine Hand;
Die meine sieh bereit!
Ein Händedruck, ein froher Blick
Der alten guten Zeit! etc.
2. “Soll alte Freundschaft vergessen sein” (Eduard Fiedler)2
Soll alte Freundschaft vergessen sein,
Versenkt in Dunkelheit,
Soll alte Freundschaft vergessen sein,
Und die Tag’ aus alter Zeit?
Auf die alte Zeit, mein Freund,
Auf die gute, alte Zeit,
Laß trinken uns einen Becher noch,
Auf die gute alte Zeit.
Einst rannten ringsum durch die Höh’n,
Gänsblümchen pflückend, wir Beid’,
Nun hat uns das Wandern müde gemacht,
Seit der guten alten Zeit.
Einst spielten wir zwei Beid’ am Bach
Vom Morgen bis Mittagszeit,
Doch brüllten schon Meere zwischen uns
Seit der guten alten Zeit.
Hier ist meine Hand, mein treuer Freund,
Die Deine zu drücken bereit.
Hoch leben möge bei gutem Trunk
Die gute alte Zeit.
Und ein Maßbecher muß es sein,
Ein Becher groß und weit,
Und wir leeren ein Glas in Freundschaft noch
Auf die gute alte Zeit.
3. “Die alte Zeit” (Heinrich Julius Heintze)3
Sollt’ alte Lieb’ vergessen sein,
Und nimmermehr erneut?
Sollt’ alte Lieb’ vergessen sein
Und Tag’ aus alter Zeit?
Der alten Zeit, mein Freund,
Der alten Zeit,
Noch weih’ ein freundlich Glas mit mir
Der alten Zeit!
Da streiften wir auf grünen Au’n,
Vom Maslieb schon erfreut;
Doch müde ward oft unser Fuß
Seit alter Zeit.
Da schafften wir vom Morgenroth
Bis schon die Sonne weit:
Doch tobte zwischen uns das Meer
Seit alter Zeit.
Hier meine Hand, mein treuer Freund,
Und deine Hand mir beut,
Laß einen guten Zug uns thun
Der alten Zeit!
Du stehst dein Fläschchen doch gewiß,
Ich stehe meins noch heut;
So weih’ ein freundlich Glas mit mir
Der alten Zeit.
Der alten Zeit, mein Freund,
Der alten Zeit,
Noch weih’ ein freundlich Glas mit mir
Der alten Zeit!
4. “’S ist lange her” (L. G. Silbergleit)4
Soll man vergessen alter Lieb’,
Nie ihrer denken mehr?
Soll man vergessen alter Lieb’
So lang, so lange her?
’S ist lange her, mein Freund,
’S ist lange her.
Ein Glas nur noch, und stoße an,
’S ist lange her.
Zusammen liefen wir so froh
Im Busch und Feld umher.
Drauf trennten wir uns, weit so weit
’S ist lange her.
Zusammen fuhren wir im Teich
Vom Walde bis zum Wehr.
Drauf rauschte zwischen uns die See.
’S ist lange her.
Hier meine Hand für Freud’ und Leib,
Und reich’ mir deine her.
Ich trink dir zu, thu’ mir Bescheid.
’S ist lange her.
Nun noch ein Maß, ein Doppelmaß
Zu trinken ich begehr’
Dies letzte Glas, nun stoße an.
’S ist lange her.
’S ist lange her, mein Freund.
’S ist lange her.
Dies letzte Glas, nun stoße an.
’S ist lange her.
5. “Die liebe, alte Zeit” (Otto Baisch)5
Soll alte Freundschft untergehn
Im Schoß der Vergessenheit?
Soll je zerstieben, je verwehn
Das Bild der alten Zeit?
Nein, auf die alte Zeit stoß’ an,
Auf die liebe, alte Zeit!
Laß klingen den Becher, so voll er kann,
Auf die liebe, alte Zeit!
Wir beide hüpften durchs Geheg
Im flatternden Kinderkleid;
Doch zogen wir manch beschwerlichen Weg
Seit der lieben, alten Zeit.
Wir beide gaben im Heimatbach
Den Wellen ein froh Geleit;
Doch trennten uns Fluten des Meeres, ach!
Seit der lieben, alten Zeit.
Nimm meine Hand, du treues Herz,
Und gib mir nun Bescheid,
Was du erfahren an Luft und Schmerz
Seit der lieben, alten Zeit.
Die Gläser schummern blank und rein,
Die Kanne steht bereit,
So laß einen traulichen Trunk uns weihn
Der lieben, alten Zeit.
Auf die liebe, alte Zeit stoß’ an,
Auf die liebe, alte Zeit!
Laß klingen den Becher, so voll er kann,
Auf die liebe, alte Zeit!
6. “Lang, lang dohin” (Gustav Legerlotz)6
Soll alte Lieb vergesse [sic] sein?
Nit frisch erblühn im Sinn?
Soll alte Lieb vergesse sein?
Und die Zeit, die lang dohin?
Die Zeit, die lang dohin, mein Freund,
Die lang, lang dohin,
Druf leere wir e Bruderglas:
Uf lang, lang dohin!
Wir zwei han Thal und Hald durchstreift,
Und pflückten Primele drin.
Nu isch der Fuß vom Stapfe müd
Seit lang, lang dohin.
Wir han im Bach bis mittags patscht,
Er schlug uns bis ans Kinn.
Manch Meer hat zwischen uns nu braust
Seit lang, lang dohin.
Hier isch e Hand, mei [sic] Herzkumpan,
Schlog ein mit treuem Sinn!
Und nu e Krafttrunk schlecht und recht
Uf lang, lang dohin!
Gelt, Mann, du hälst dei [sic] Doppelquart,
Auch ich vertrink nit drin.
Druf leere wir e Bruderglas
Uf lang, lang dohin.
Die Zeit, die lang dohin, mein Freund,
Die lang, lang, dohin,
Druf leere wir e Bruderglas:
Uf lang, lang dohin!
7. “Die gute alte Zeit” (Wilhelmine Prinzhorn)7
Soll alte Freundschaft nicht bestehn
Für alle Ewigkeit?
Soll alte Freundschaft je verwehn
Und gute alte Zeit?
Der guten alten Zeit, mein Freund,
Sei dieser Trunk geweiht!
Ja, bringen wir ein volles Glas
Der guten alten Zeit!
Beim Primelpflücken einst im Wald
Gabst du mir treu Geleit—
Ach, rauh ward unser Pfad dann bald
Nach jener alten Zeit.
Wir plätscherten voll Übermut
In manchem Bach zu zweit;
Dann trennte uns die Meeresflut
Für lange, lange Zeit.
Gieb mir die Hand mit festem Druck
Auf Treue fernerweit!
Dann einen herzhaft tiefen Schluck
Der guten alten Zeit.
Du stehst doch deinen Mann jetzt noch?
So trinke mir Bescheid!
Hier dieses Glas und dieses Hoch
Der guten alten Zeit!
Der guten alten Zeit, mein Freund,
Sei dieser Trunk geweiht!
Ja, bringen wir ein volles Glas
Der guten alten Zeit!
8. Auf gute alte Zeit (K. Bartsch)8
Sollt’ alte Freundschaft untergehn
Ganz in Vergessenheit?
Sollt’ alte Freundschaft untergehn
Und gute alte Zeit?
Auf gute alte Zeit, mein Freund,
Auf gute alte Zeit!
Ihr sei ein Becher noch gebracht—
Auf gute alte Zeit!
Wir liefen über Berg und Thal
Und pflückten Blumen beid’,
Und gingen manchen schweren Weg
Seit jener alten Zeit.
Wir plätscherten von früh bis spät
Im Bach voll Fröhlichkeit;
Doch wilde Meere trennten uns
Seit jener alten Zeit.
Gib mir die Hand, mein treuer Freund,
Die mein’ ist hier bereit;
Wir bringen einen tüchtigen Schluck
Der guten alten Zeit.
Du thust mir wohl mit vollem Krug,
Und ich thu’ dir Bescheid;
Hier dieser Becher sei gebracht
Der guten alten Zeit!
Auf gute alte Zeit, mein Freund,
Auf gute alte Zeit!
Ihr sei ein Becher noch gebracht --
Auf gute alte Zeit!